Wonderful life?!

Save Me

Emily will find a better place to fall asleep.

Erst gestern habe ich sie gesehen. Ungewöhnlich zufrieden blickte sie mir ohne Furcht entgegen. Normalerweise drückte ihre Haltung nichts Anderes als Traurigkeit und Angst aus. Ich hätte diese als Warnung sehen sollen. Aber nun war es zu spät. Ich saß in meinem Zimmer, starrte das einzige Foto von ihr an, das ich besaß. Es war alt, aber es genügte, um ich traurig zu stimmen und all meine Erinnerungen hervorzurufen. Das Klassenfoto stammte aus der sechsten Klasse. Ich stand neben ihr und alle lächelten breit. Da war alles noch gut gewesen. Besonders bei Emily. Doch in der siebten Klasse verliebte sie sich zum ersten Mal. In mich. Es haute mich total vom Hocker, denn ich war nicht gerade eine Schönheit. Also musste sie aus einem anderen Grund auf mich stehen, den ich nie erfahren würde. Bis zuletzt hat sie durchgehalten in der Liebe, die nie erwidert werden würde. Ich bin schuldig, dachte, dass sie das nicht ernst meinte. Zudem war Emily ungewöhnlich gewesen. Schüchtern, unsportlich und absolut nicht an Mode interessiert. Ich war feige und hatte mich, um meine Beliebtheit nicht zu verlieren, dafür entschieden, sie zu hänseln, statt ihr beizustehen. Nun war sie mutig gewesen. Sie hatte selbst bestimmt, wann der Film, der ihr Leben sein soll, beendet werden sollte. Gestern am Abend musste es soweit gewesen sein. Ich bewundere sie dafür, dass sie sich das getraut hat. Vielleicht dachte sie in den letzten Tagen immer mehr ans Paradies, wollte darin landen. Ich respektierte zum ersten Mal eine ihrer Entscheidungen und ja, an ihrer Stelle hätte ich auch so gehandelt. Aber ich, von meiner heimlichen Bewunderung für sie innerlich vollkommen zernagt, würde mich das niemals trauen. „Alles Gute auf deinen neuen Wegen, Emily“, flüsterte ich, strich liebevoll über das Foto und legte es zurück in die Schublade.

Maybe she will save me in the oceans of her dream.
(Trading Yesterday- Love Song Requiem)